2017 / Ausstellung
»Wegen Umbau geöffnet«
Eine Kunstsammlung wird neu verhandelt
Im Projekt »Wegen Umbau geöffnet« setzen sich Besucher/innen und Museumsinteressierte mit Kunstwerken der Moderne und Fragen des kunsthistorischen Kanons auseinander. Als Fokusgruppen arbeiten sie in einer hierfür entworfenen Ausstellungsarchitektur. Sie entwickeln eigene Zugänge zu von ihnen ausgewählten Werken aus der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen sowie Werken jenseits des westlichen Kanons. In einer Reihe von Workshops untersuchen sie Inhalte, Präsentations- und Vermittlungsformen und kommentieren diese. Schließlich präsentieren sie dem Museum und dem Publikum ihre Perspektiven in Form einer Ausstellung und laden zur weiteren Diskussion ein.
»Wegen Umbau geöffnet« ist Teil des mehrjährigen Forschungsprojekts museum global in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Die Sammlung der Klassischen Moderne, die größtenteils europäische und nordamerikanische Kunst repräsentiert, soll aus verschiedenen Blickwinkeln befragt und neu verhandelt werden.
Text: Kunstsammlung NRW
„Wegen Umbau geöffnet“
Über das räumliche Konzept
Die Gestaltung des Raumes „Wegen Umbau geöffnet“ vereint zwei Aspekte des Projektes. Auf der einen Seite ist der Raum ein Angebot an die Teilnehmerinnen, auf der anderen Seite räumliche Geste. Dabei nimmt er in den Stadien des Projektes unterschiedliche Formen mit mehreren Funktionen ein. Er kombiniert Eigenschaften von Arbeitsraum, Lager, Archiv, Forum, Podium und Ausstellungsraum und wird so zum Museum(sraum) en miniature.
Die Basis bildet ein Rahmen, der sich im Grundriss um 5° zum restlichen Raum dreht. Die leichte Drehung irritert und verdeutlicht zugleich: Dieser Raum unterschiedet sich von den anderen Räumen der Kunstsammlung. Er kommuniziert auf diese Weise Verschiebungen der eigenen Betrachtungswinkel und -positionen. Standpunkte werden ver- und entrückt, Haltungen werden hinterfragt.
Die offene Lattenarchitektur und der improvisierte Charakter unterstützen zudem niedrigschwellige Zugänge zu den Workshops. Der scheinbar improvisierte Umgang mit bekannten Materialien, die den Teilnehmerinnen sonst unter Umständen nicht in der musealen Architektur begegenen, kann dazu beitragen Ängste und Hemmungen im Umgang mit den Themen der Workshops und in der Auseinandersetzung mit der Kunstsammlung NRW abzubauen und einen frischen, werteneutralen Zugang zu ermöglichen. Dies wird auch durch die Wahl von günstigen Materialien mit Selfmade-Charakter wie Holzlatten, Lochplatten und Kunststoffwellplatten unterstützt.
Für die Besucherinnen sind nicht nur Workshop- und Ausstellungsbereich sichtbar, sondern auch Archiv und Lager sowie alle genutzten und ungenutzten Materialen. Sie bleiben Bestandtteil der Präsentation, die nichts kaschiert, versteckt oder schönt. Neben der Ausstellungspräsentation können die Besucherinnen so die Spuren des Prozesses und Entscheidungen der Teilnehmerinnen nachvollziehen. Durch die transparente, skizzenhafte Architektur bleibt auch das Ursprüngliche sichtbar, gleichzeitig entsteht ein neuer Rahmen und ein Raum der Diskussion und des Hinterfragens.
Der Raum soll die Teilnehmerinnen animieren selbst tätig zu werden und diesen nach den eigenen Bedürfnissen zu formen. Es findet eine Aneignung durch die Nutzerinnen statt. Teile des dargereichten Materials und der Architektur werden, je nach Gruppe, anders interpretiert und dementsprechend auch anders genutzt. Unterschiedliche Hintergründe der Teilnehmerinnen bringen unterschiedliche Nutzungsarten hervor. Der Umgang ist in der Architektur als ein Impuls angelegt und nicht vorgezeichnet; er ist ergebnisoffen.
Im Auftrag der Abteilung Bildung der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen